CD 18/19

Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 16

Josef Strickner, Ansicht von Stift Wilten (Detail), 1815

Im Jahr 1750 veröffentlichte Johann Heinrich Hörmann (1694-1763) in Augsburg sein Opus 1, eine Sammlung von 6 feierlichen Messen. Hörmann war damals bereits 56 Jahre alt und bezeichnet den Stil seiner eben publizierten Messen selbst als alt und veraltet. Noch zur Zeit Hörmanns verstand sich ein Komponist nicht als Schöpfer dauerhafter Kunstwerke, sondern vielmehr als zünftiger Meister, der für eine Vielzahl von Funktionen brauchbare Werke ablieferte. Da von den Komponisten immer neue Werke verlangt wurden, die auch der jeweiligen Mode der Zeit entsprechen mußten, war ihren Schöpfungen allgemein keine lange Dauer beschieden. Hörmann legitimiert darum auch die Publikation seiner Messen mit dem Argument, dass er in Anbetracht so vieler großer Künstler der Gegenwart ... den modernen Geistern nichts entziehe ..., sondern lediglich die Vielfalt an Ausdrucksmöglichkeiten dokumentiert sehen möchte, weil der neue Stil, vor allem der italienischen Kirchemusik, nicht überall, besonders nicht in Klöstern, willkommen sei. Stilistisch ist das Werk Hörmanns noch ganz in der Barockzeit verankert. Die Intention, dass das kirchliche Kunstwerk der Erhabenheit des Ortes und seiner Bestimmung gerecht sein soll, sah Hörmann an sich nur gegeben in der Anwendung und Atmosphäre althergebrachter und bewährter barocker Stilmittel. Der neue Stil der neapolitanischen Kantatenmesse, der zusehens die Kirchenmusik aller Regionen dominierte, blieb ihm fundamental fremd. Er schloss sich vielmehr an die Tradition der Missa concertata an, die nicht zuletzt von den bedeutenden Innsbrucker Hofkapellmeistern des 17. Jahrhunderts mitgeformt und weiter entwickelt wurde.

CD 1, Track 13, 2:49
Agnus Dei aus Messe Nr. 4
Johann Heinrich Hörmann
(1694-1763)