CD 9

Klingende Kostbarkeiten aus Tirol 8

Simon von Taisten, Auferstehung, um 1500, Pfarrkirche zur hl. Magdalena in Vierschach

Tiroler Passions- und Osterkonzert 1999
Leonhard Lechner Athesinus (*um 1553 in Südtirol, 1606 in Stuttgart) und Blasius Amon Tyrolensis (*um 1560 in Hall in Tirol, 1590 in Wien) sind die beiden herausragenden Musikerpersönlichkeiten Tirols in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts. Beide Komponisten erlangten internationale Bedeutung, und ihr Werk ist Teil der universellen Musikgeschichte. Lechner, schon in jungen Jahren als gewaltiger Componist und Musicus bezeichnet (Nürnberger Ratsprotokoll 1577), erlangte die Stellung eines Hofkapellmeisters in Stuttgart. Amon war der erste deutsche Komponist, der nach Venedig zog und dort den neuen Kompositionsstil der Mehrchörigkeit studierte, der im Markusdom seinen Ausgang genommen hatte. Amon hat dieses neue Kompositionsprinzip als erster nicht aus Italien stammender Komponist mit großer Meisterschaft angewandt, wie die hier erstmals klingend vorgestellten letzten Motetten aus seiner berühmten Sammlung Sacrae Cantiones (München 1590) bezeugen. Amon starb bereits in jungen Jahren. Nach dem Urteil älterer Lexikographen war er einer der größten Kontrapunktisten jener Zeit, und das Wiener Nekrologium (16. August 1590) hält fest, er sei ein derart ausgezeichneter Musiker, daß Deutschland niemand ihm zur Seite stellen konnte. Lechners Passion aus dem Jahr 1593 folgt nicht dem Wortlaut eines einzigen Evangelisten, sondern ist eine Evangelienharmonie. Lechner legte offenbar Wert darauf, alle Sieben Worte Jesu am Kreuz einzubeziehen. Ausgelassen ist hingegen alles, was nicht unmittelbar zur Leidensgeschichte gehört. Dem Satz liegt der alte Passionston zugrunde, jenes feierliche Rezitationsmelos, das beim solemnen Vortrag der lateinischen Passionen üblich war.

Track 15, 4:28
Laudate Pueri Dominum
Blasius Amon Tyrolensis
(um 1560-1590)